Glossar zum Thema Klonen
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aktualisiert: 10.12.2008

Begriff Erklärung
Alterierter Kerntransfer (ANT, Altered Nuclear Transfer) siehe Klonen, ANT
Blastozyste Keimbläschen: der frühembryonale Säugerkeim mit flüssigkeitsgefülltem Hohlraum; die äussere Wand bilden Zellen des Trophoblasten, dem innen der Embryoblast anliegt.
Blutstammzellen Blutstammzellen sind überwiegend undifferenziert (pluripotent). Sie befinden sich hauptsächlich im Knochenmark und in Nabelschnurblut.
adulte Stammzellen
Dedifferenzierung
Rückentwicklung einer differenzierten Zelle in eine Stammzelle oder evtl. sogar in einen Embryo.

Eizelle, "entkernte" Eizelle, deren Erbinformation herausgesaugt worden ist.
In Wirklichkeit liegt hier die Erbinformation nicht sichtbar als Kern vor, sondern befindet sich in der Nähe des Polkörperchens und wird mit diesem aus der Eizelle gesaugt. Übrig bleibt in der Eizelle etwa 1% der Erbinformation in der Form von Mitochondrien.
Embryo Verschmelzungsprodukt der weiblichen und männlichen Keimzelle
Embryo, rekonstruierter Embryo, der durch verschiedene Verfahren, namentlich Klonen, aus verschiedenen Teilen zusammengesetzt worden ist.
Gentherapie Therapie mit genetisch veränderten Zellen.
In-vitro "Im (Reagenz-)Glas", d.h. im Versuch ausserhalb des Organismus
In-vitro-Fertilisation (IVF) Befruchtung ausserhalb des Körpers der Frau.
In-vivo "Im Leben", im lebenden Organismus.
Induzierte pluripotente Stammzellen (iPSC) Siehe Stammzellen, induzierte pluripotente
Klonen Durch künstlich herbeigeführte ungeschlechtliche Vermehrung genetisch identische Kopien von Lebewesen herstellen.
Mehrlingsspaltung SNT
Klonen, "therapeutisch" Anwendung des Klonens mit dem Ziel langfristig Therapieformen zu entwickeln.

Für die geklonten Embryonen ist die Methode alles andere als therapeutisch, denn sie werden für die Entnahme der Stammzellen vernichtet. Der Begriff ist verharmlosend und müsste z.B. durch zum Tod weihendes Klonen ersetzt werden.
Klonen, Mehrlingsspaltung Ungeschlechtliche Vermehrung: Herstellung genetisch identischer Kopien durch Zerlegen eines mehrzelligen Embryos. Dadurch werden meherere sich individuell entwickelnde Embryos erzeugt. Diese künstliche Aufteilung wird auch als Embryosplitting bezeichnet. In der Natur geschieht dieser Vorgang spontan bei eineiigen Zwillingen (0.3%).

Schematische Darstellung des Embryosplittings

Die Zellen oder Zellagglomerate müssen in eine künstliche Zona Pellucida eingehüllt werden, damit sie sich weiterentwickeln können. Bei der künstlichen Mehrlingsspaltung sind die Entwicklungsschancen minimal.
Das Rhesusäffchen Tetra stammte aus zwei Zellen eines Achtzell-Embryos. Es war das einzige von 368 künstlich erzeugten Mehrlingen, aus 107 Embryonen, das schliesslich geboren wurde.

Klonen, Nukleustransfer (NT)
Ungeschlechtliche Vermehrung: zur Herstellung genetisch identischer Kopien durch Transfer eines Zellkerns (Soma-, embryonale oder fetale Zelle) in eine Eizelle, deren Erbsubstanz entnommen worden ist.

Schematische Darstellung des Nukleustransfers.

Schematische Darstellung des Nukleustransfers

Möglich ist auch die Fusion einer ganze Somazelle mit einer entkernten Eizelle. Im Anschluss wird in der Regel mit einem elektrischen Impuls die Zellteilung angeregt.
SNT

Klonen, alterierter Nukleustransfer (ANT) (engl.: Altered Nuclear Transfer) Modifizierte Technik des Nukleustransfers: Dabei wird der Zellkern vor der Übertragen genetisch verändert. Bei Mäusen wurde das Gen Cdx2 entfernt. Der entstandene Embryo kann deswegen keine Plazenta bilden und ist daher nicht in der Lage, sich einzunisten. Es ist eine absichtliche Erzeugung eines abnormalen Embryos und daher ethisch nicht akzeptabel. Angesichts der Möglichkeiten mit iPSC ist dieses Verfahren aus rein wissenschaftlicher Sicht nicht mehr interessant.
Klonen, Assistierte Reprogrammierung einer Eizelle (OAR)
(engl.: Oocyte Assisted Reprogramming) Eine theoretische Variante des alterierten Nukleustransfers (ANT): Dabei würde die Eizelle bzw. das Eizellplasma so genetisch verändert, dass nach dem Transfer des (evtl. auch modifizierten) Zellkerns sich nicht ein überlebensfähiger Embryo bildet. Die ethische Problematik ist gleich wie bei dem alterierten Nukleustransfer. Angesichts der Möglichkeiten mit iPSC ist dieses Verfahren aus rein wissenschaftlicher Sicht nicht mehr interessant.
Klonen, reproduktiv Anwendung des Klonens mit dem Ziel der Geburt eines geklonten Lebewesen.

In Tierversuchen werden nur ca. 1% der beim Klonen rekonstruierten Embryonen geboren. Wobei die Todesrate kurz nach der Geburt bei ca. 50% liegt!
Übersicht: Reproduktives Klonen bei Tieren
Kryokonservierung Kälte- oder Tiefgefrierkonservierung (meistens in flüssigem Stickstoff bei ca. -196°C).
Leihmutter Eine Frau, die bereit ist, ein durch ein Fortpflanzungsverfahren zu empfangendes Kind auszutragen und es nach der Geburt auf Dauer Dritten zu überlassen.
Mehrlingsspaltung Klonen, Mehrlingsspaltung
Mitochondrien Eine kleine, von einer Doppelmembran umschlossene Struktur im Zytoplasma der Zelle, die Enzyme für die Energieversorgung enthält.
Nukleus Kern einer Zelle. Er enthält die Erbsubstanz.
Parthenogenese Im wörtlichen Sinn: "Jungfernzeugung". Die Entwicklung von Embryonen aus Eizellen, die nicht befruchtet wurden. Die Eizellen werden aktiviert und so überlistet, dass sie danach zwei weibliche Chromosomensätze enthalten. Die Entwicklungspotenz dieser Embryonen ist reduziert, doch ist es gelungen Stammzelllinien aus menschlichen Parthenoten herzustellen. Das Verfahren ist ethisch verwerflich, da absichtlich auf asexuelle Weise abnormale Embryonen erzeugt werden.
Präimplantationsdiagnostik (PID) Analyse von in der Regel zwei Zellen, die dem mehrzelligen Embryo entnommen werden Diagnose Methode, die dazu dient, vor dem Transfer eines Embryos genetische Anomalien festzustellen und/oder das Geschlecht zu bestimmen. Nur wenn keine genetische Anomalie vorliegt bzw. das gewünschte Geschlecht festgestellt wurde, wird der entsprechende Embryo in den Uterus der Frau transferiert. Die anderen Embryonen werden vernichtet oder für die Forschung verbraucht.

PID wird meistens im mehrzelligen Stadium des Embryos durchgeführt, indem zwei Zellen entnommen und untersucht werden. Aber auch kurz nach der Befruchtung, im Vorkernstadium, wird PID durchgeführt, indem die Polkörperchen analysiert werden. Dies erlaubt Rückschlüsse auf die genetische Verfassung des Embryos.

Somazelle Differenzierte Zelle, die sich nicht mehr oder höchstens noch in denselben Zelltyp teilen kann (z.B. Hautzelle).
Stammzellen

Stammzellen sind Zellen, die sich noch in verschiedene Zelltypen (z.B. Herz-, Nerven-, Blut-, Muskel- und Knorpelzellen) ausdifferenzieren können.

Blutstammzellen embryonale Stammzellen

Stammzellen, adulte Stammzelle von Säuglingen (Nabelschnurblut), Kindern oder Erwachsenen (Knochenmark).
Blutstammzellen
Stammzellen, embryonale (ES-Zellen) Stammzelle, die einem Embryo ( Blastozyststadium) entnommen worden ist. Im Grunde handelt es sich um die unsterblich gemachten Überreste eines Embryos. Daraus lassen sich differenzierte Zelltypen, wie Herz-, Nerven-, Blut-, Muskel- und Knorpelzellen hergestellen.
Stammzellen, induzierte pluripotente (iPSC) Verfahren, das ohne Embryonen oder Eizellen auskommt. Dabei werden in Somazellen (Z.B. Hautzellen) mit Hilfe von Retroviren oder Adenoviren bestimmte Gene (Oct3/4, Sox2, Klf4, c-Myc) eingeschleust, die dazu führen, dass die betreffenden Zellen sich so verändern, dass sie sich wie embryonale Stammzellen verhalten. Sie sind beliebig vermehrbar und können sich in alle wichtigen Zelltypen differenzieren. Es ist gelungen, patientenspezifische iPSC's zu erzeugen, doch müssen noch etliche Probleme (Tumorbildung, schädliche Viren) gelöst werden, bevor eine therapeutische Anwendung in Frage kommt.
Stammzelllinie Stammzellen, die alle auf den selben Ursprung z.B. Embryo zurückgehen und in-vitro vermehrt worden sind. Der Begriff Stammzelllinie dient zur Unterscheidung des Ursprungs. Weil die Stammzellen (meist embryonale, neuestens sogar adulte!) in-vitro während längeren Zeiträumen vermehrt werden können, ohne dass sie ihre Eigenschaften verändern, ist es möglich, dass in verschiedenen Labors dieser Welt an Stammzellen des selben Typs, also an der selben Stammzelllinie geforscht wird. Stammzelllinien können unterschiedliche Charakteristiken aufweisen.
Embryonale Stammzelllinien sind bisher noch nie aus geklonten menschlichen Embryos gewonnen worden.
Liste jener Stammzellinien, die in den USA von Forschungsgelder des NIH unterstützt werden.
Vorkernstadium Embryonales Stadium, das in der Regel 16-18 Stunden nachdem eine Samenzelle in die Eizelle eingedrungen oder injiziert worden ist, eintritt. Im "Normalfall" sind dann der weibliche und männliche Vorkern sichtbar.
kultivieren Embryos werden beispielsweise in einem Medium während einer bestimmten Zeit unter kontrollierten Bedingungen weiter entwickelt. Stammzellen werden ebenso in Kultur gehalten, bis sie zum Ausdifferenzieren angeregt werden.
multipotent Die Fähigkeit, sich in nur noch in wenige Zelltypen zu differenzieren.
pluripotent Die Fähigkeit, sich in verschiedene, aber nicht alle Zelltypen zu differenzieren.
primordiale Keimzellen (EG-Zellen) Primordiale Keimzellen werden in der Regel anlässlich von Abtreibungen aus den Embryos gewonnen. Diese Stammzellen (embryonic germ cells, EG-Zellen) bilden die Anlage für die Keimzellen. Je nach Typ der eingesetzten Wachstumsfaktoren sind daraus wie bei den ES-Zellen schon ganz unterschiedliche Zelltypen, wie Herz-, Nerven-, Blut-, Muskel- und Knorpelzellen hergestellt worden
somatischer Nukleustransfer (SNT) Klonen mittels Transfer eines Zellkerns aus einer Somazelle. SNT dient als Ersatzbegriff für den negativ besetzten Begriff 'klonen'.
totipotent Die Fähigkeit, sich in alle Zelltypen zu differenzieren. Je nachdem besteht zudem die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein totipotente Zelle für sich als Individuum weiterentwickeln kann.
Transdifferenzierung
Vorgang, bei dem eine Zelle neue Funktionen übernimmt, die normalerweise einem anderen Zelltyp eigen sind.

Externe Links

Roche Lexikon der Medinin 4. Auflage Online

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Deutschsprachige Webseite zum Thema Klonen: cloning.ch
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