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09.08.2001 USA

Präsident Bush will Forschung nur an bestehenden embryonalen Stammzelllinien unterstützen

In einer bemerkenswerten Stellungnahme äusserte sich Präsident Bush am 9. August zur Forschung an embryonalen Stammzellen. Das Ringen des Präsidenten, die Vorbehalte der Ethiker zu berücksichtigen ohne zugleich die Hoffnung der Forscher zunichte zu machen, hat sich in der Pressemeldung deutlich niedergeschlagen. Einerseits glaubt er, dass das menschliche Leben "ein heiliges Geschenk des Schöpfers" ist, andererseits anerkannte er, dass Millionen Menschen ihre Hoffnung in die Forschung setzen, die für verschiedenste Krankheiten künftig Heilung verspricht.

Bush entschied sich deshalb, Forschungsprojekte nur für die bestehenden 60 embryonalen Stammzellen mit staatlichen Geldern zu unterstützen. Der weiteren Zerstörung noch Embryonen zwecks Gewinnung von Stammzellen wird hingegen die finanzielle Unterstützung verweigert. Die Forschung mit Nabelschnurblut, adulten und tierischen Stammzellen will der Präsident aggressiv fördern. In diesem Jahr will die Regierung für diese wichtige Forschung 250 Millionen Dollar ausgeben.

Der Präsident wird ausserdem einen Rat einsetzen, der die Forschung an Stammzellen verfolgt, Richtlinien und Regelungen empfiehlt und medizinische sowie ethische Fragen der biomedizinischen Errungenschaften bedenkt. Der Rat des Präsidenten wird mit führenden Wissenschaftlern, Ärzten, Ethikern, Juristen und Theologen besetzt sein. Den Vorsitz wird Dr. Leon Kass, Ethiker in Biomedizin von der Universität Chicago einnehmen.

Der Entscheid ist moralisch nicht lupenrein

Der Entscheid des Präsidenten ist moralisch sicher nicht lupenrein. Denn selbst durch die Förderung der Forschung an bestehenden Stammzelllinien wird die indirekte Verknüpfung mit der Tötung von menschlichen Embryonen nicht gelöst. Jene Forschungsinstitute, welche bei der Anwendung eines ethisch verwerflichen Verfahrens die Schnellsten waren, werden nun bevorteilt. Bestimmte Biotechfirmen sind bezüglich Rechten und Patenten einseitig bevorzugt. Andererseits wird den Forschern in den verschiedenen Labors nahegelegt, nicht neue Stammzellen herzustellen, was weitere Tötungen von Embryonen verhindert. Auch mit der grosszügigen Unterstützung (250 Mio $ nur für 2001) der Forschung an adulten und tierischen Stammzellen setzt er ein klares Zeichen welche Richtung künftig eingeschlagen werden soll. Leider wird dieser Sachverhalt von den Nachrichtenagenturen nur unzureichend oder sogar falsch wiedergegeben! (siehe Zitat!) Durch diesen Forschungszweig sind jetzt schon Leukämiepatienten geheilt und erfolreiche Gentherapien durchgeführt worden, während es noch keine derartige Erfolgsmeldungen aufgrund der Forschung mit embryonalen Stammzellen gegeben hat. Gerade das Problem der Abstossungsreaktionen ist noch nicht gelöst. Embryonale Stammzellen müssten genetisch verändert werden, damit sie im Körper des Empfängers keine heftige Immunabwehr auslösen - sonst müssten die Patienten lebenslang Immunsuppressiva einnehmen.

Einfluss auf die Diskussion in Deutschland - in der Schweiz wird das Thema ja weitgehend totgeschwiegen

Die Diskussion um die moralische Erlaubtheit des Importes von Stammzellen aus dem Ausland wird weitergehen. Wer den Entscheid des US-Präsidenten fälschlicherweise als moralisch vorbildlich auffasst, wird sich zur Befürwortung des Importes darauf berufen. Besser wäre es, man würde sich auf die eigene Stärke der Forschung besinnen und die ethisch problemlosere Forschung an adulten Stammzellen fördern. Wer weiss - hätte man alle Kräfte, die in den vergangenen Monaten in die Diskussion über den Stammzellenimport geflossen sind, in die Forschung mit adulten Stammzellen investiert, hätte vielleicht ein ansehnlicher Forschungsvorsprung auf diesem Gebiet herausschauen können. Doch jetzt wird die USA auch hier eine Konkurrenz sein, die nicht zu übersehen ist.

Externe Links

Pressemeldung aus dem Weissen Haus: Remarks by the President on Stem Cell Research. 9. Aug. 2001

"I also believe that great scientific progress can be made through aggressive federal funding of research on umbilical cord placenta, adult and animal stem cells which do not involve the same moral dilemma. This year, your government will spend $250 million on this important research."

Agenturmeldungen:

reuters: Bundesmittel für Stammzellforschung in den USA. 10. Aug. 2001 17.31 Uhr
(Kein Wort von den 250 Mio $ für adulte Stammzellen!)

dpa: Bush für begrenzte Stammzellforschung. 10. Aug. 2001 15.49 Uhr
(Kein Wort von den 250 Mio $ für adulte Stammzellen!)

n-tv-online: Bush fördert Stamzellforschung. 10. Aug. 2001 10.25 Uhr
(Kein Wort von den 250 Mio $ für adulte Stammzellen!)

Swisstext: Bush unterstützt Stammzellen-Forschung. 10. Aug. 2001 01.13 Uhr
(Kein Wort von den 250 Mio $ für adulte Stammzellen!)

Financial Times Deutschland: Bush erlaubt Stammzellen-Forschung. 10. Aug. 2001 07.30 Uhr
(Der Bericht erweckt fälschlicherweise den Eindruck, dass die 250 Mio $ für Forschung an embryonalen Stammzellen eingesetzt werden!)

NZZ: Bushs Entscheidung zur Biotechnik. 9. Aug. 2001
(Kein Wort von den 250 Mio $ für adulte Stammzellen!)